Charlotte Högger
Charlotte Högger wurde am 13. Mai 1860 in Altdorf geboren. Ihren Eltern gehörte die Buchdruckerei Högger. Als Kind interessierte sie sich hauptsächlich für die Musik und fremde Sprachen. Französisch lernte sie in Pruntrut bei den Ursulinerinnen-Klosterfrauen sowie in Frankreich. Italienisch eignete sie sich in der Lombardei an, wo sie sich nach Studienabschluss auch als Erzieherin betätigte. Danach kehrte sie nach Uri zurück und arbeitete im elterlichen Betrieb. Nach dem Verkauf des Geschäfts gab Charlotte Högger Klavier- und Zitherunterricht und erledigte verschiedene Büroarbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, erkannte sie schnell die fürchterliche Situation und fing an, sich für die Ärmsten in den vom Krieg heimgesuchten Nachbarländern einzusetzen. Charlotte Högger organisierte für Kinder aus Deutschland und Österreich längere Ferienaufenthalte in Uri. Während Jahren wandte sie sich immer wieder aus eigener Initiative an die Urner Bevölkerung, um Spenden zu sammeln, die sie dann in die kriegsgeschädigten Länder sandte. Das Wohl ihrer Mitmenschen wurde zu ihrem Lebensinhalt. Ihr Engagement hielt sie bis zu ihrem Tod aufrecht, selbst als sie schwer krank wurde und erblindete. Charlotte Högger starb am 21. Oktober 1944 in Altdorf.
Carla Arnold
Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Als alleinstehende Frau im 19. Jahrhundert beeindruckte Charlotte Högger durch ihr wohltätiges Engagement. Zwar entsprach sie damit dem Rollenbild der damaligen Zeit, ihr Einsatz für kriegsversehrte Menschen und für Arme im Ersten Weltkrieg war aber dennoch bemerkenswert. Dass sie Französisch und Italienisch im Ausland studieren konnte, war für die damalige Zeit aussergewöhnlich und wahrscheinlich nur deshalb möglich, weil es ihre familiären und finanziellen Verhältnisse zuliessen. Charlotte Högger schaute wohl besser zu ihren Mitmenschen als zu sich selbst, sonst hätte sie vielleicht mehr auf ihre Augen geachtet und wäre im Alter nicht erblindet. Obwohl sie der gleichen Generation angehört wie Erna Schillig oder Heinrich Danioth, ist sie im Kanton Uri nicht bekannt. Das ist bedauerlich und sollte schnellstmöglich geändert werden.»
Berufsmaturität 2 Gesundheit/Soziales, Berufs- und Weiterbildungszentrum Uri. Lehrperson: Annalise Russi
Weitere Informationen:
Inge Sprenger Viol: Merk-würdige Frauen. Band III. Luzern 1989.