1853 – 1901

Emilie Kempin-Spyri

Verheiratet und als Mutter von drei Kindern immatrikulierte sich Kempin-Spyri 1885 an der Universität Zürich, wo Frauen seit 1864 zum Studium zugelassen waren. Als einzige Frau studierte sie Jura. Trotz abgeschlossener Dissertation, war es ihr als Frau nicht möglich als Anwältin zu praktizieren. Begründet wurde dieser Ausschluss mit Hinweis auf ihr fehlendes politisches Mitbestimmungsrecht. Beim Bundesgericht legte sie – erfolglos – gegen dieses Verbot Beschwerde ein. Als eine der ersten Schweizerinnen formulierte sie die Forderung nach gleichen Rechten für Mann und Frau.
Wegen ihres Berufsausübungsverbots und mit der Hoffnung auf berufliche Verwirklichung zog sie 1888 nach New York. Hier gründete sie eine Rechtsschule für Frauen, führte ein Anwaltsbüro und arbeitete als Professorin. Aus familiären Gründen kehrte sie 1891 nach Zürich zurück, wo sie nun als Privatdozentin zugelassen wurde. In ihren Schriften setzte sie sich mit der Emanzipationsfrage auseinander. Die Stellung der Frau glich für sie einem gesellschaftlichen Notstand, den es aufzuheben galt. Um dies zu erreichen gründete sie u.a. die Zeitschrift „Frauenrecht“ und den Frauenrechtsschutzverein.
Nach einem Nervenzusammenbruch entmündigt, starb sie 1901 mit 48 Jahren in der Basler Psychiatrischen Klinik Friedmatt.
Dorothee Rempfer, Mirjam Janett


Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Emilie Kempin-Spyri war eine intelligente und entschlossene Frau. Noch heute ist sie Vorbild für junge Frauen und Männer. Als erste Studentin an der Rechtsfakultät der Universität Zürich beendete sie ihr Jurastudium mit einem Doktorat «summa cum laude». Nicht einmal ein Bundesgerichtsentscheid brachte sie von ihrem Ziel ab, Anwältin zu werden und ihr Herzensanliegen – die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau – voranzutreiben. Sie sah sich mehrmals zu einem Neuanfang gezwungen, in den USA (ohne vorgängige Englischkenntnisse) und in Deutschland. Dabei verlor sie den Kampf für die internationale Gemeinschaft der Frauen nie aus den Augen. Ihr Einsatz lohnte sich: Noch zu ihren Lebzeiten wurde es den Frauen im Kanton Zürich gestattet, den Anwaltsberuf auszuüben.»
Klasse 6 G-I, Kantonsschule Zürich Nord. Lehrperson: Elisabeth Goepfert


Weitere Informationen:
Biographie: https://www.ebg.admin.ch/ebg/de/home/dokumentation/persoenlichkeiten-aus-der-schweizer-gleichstellungsgeschichte/emilie-kempin-spyri--1853-1901-.html
Biographie: https://www.gleichstellung.uzh.ch/de/politik/kempin-spyri/biografie.html
Eveline Hasler. Die Wachsflügelfrau. Geschichte der Emily Kempin Spyri (Roman). 1995
Emilie Kempin-Spyri. Europas erste Juristin. Ein Film von Rahel Grunder: https://kempinspyri-derfilm.ch/
Kempin-Spyri, Emilie (hls-dhs-dss.ch)


Sozarch F Ka 0002 001 web

Schweizerisches Sozialarchiv Zürich, F-Ka-0002-001

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Emilie Kempin-Spyri