Rosa Bloch-Bollag
Rosa Bloch, in Zürich geborene Bollag, von der bürgerlichen Presse abschätzig «Brillanten-Rosa» genannt, stammte aus einer verarmten jüdischen Grosskaufmannsfamilie. Zunächst als Verkäuferin in einem Schmuckgeschäft tätig, machte sie sich als Juwelenhändlerin selbstständig. Sie war überzeugte Klassenkämpferin, Redakteurin des Organs des Arbeiterinnenvereins «Die Vorkämpferin» und zeitweiliges Vorstandsmitglied der SP der Stadt Zürich. Gehasst und gefürchtet vom Bürgertum avancierte «die rote Rosa» während des Ersten Weltkriegs zu einer Leitfigur der schweizerischen Arbeiterinnenbewegung. An einem regnerischen Tag im Juni 1918 führte sie den sogenannten Hungermarsch an: Die von Frauen organisierte Protestbewegung demonstrierte vor dem Zürcher Rathaus gegen die Teuerung, die viele Arbeiterfamilien in das Elend trieb, und erzwang die Senkung des Milchpreises. Als einzige Frau sass Bloch im Oltener Aktionskomitee, das im November 1918 den Generalstreik ausrief und das Frauenstimmrecht forderte. 1922 trat sie, enttäuscht über den fehlenden Kampfgeist der Sozialdemokratie, mit vielen Genossinnen und Genossen zur neu gegründeten Kommunistischen Partei über. Kurz darauf starb sie überraschend an einer Kropfoperation, erst 42-jährig.
Dorothee Rempfer, Mirjam Janett
Weitere Informationen:
Frey, Annette: Rote Patriarchen. Arbeiterbewegung und Frauenemanzipation in der Schweiz um 1900, Zürich 1987.
https://hls-dhs-dss.ch/de/arti...
Mesmer, Beatrix: Ausgeklammert, Eingeklammert. Frauen und Frauenorganisationen in der Schweiz des 19. Jahrhunderts, Basel 1988.
Pesenti, Yvonne: Beruf: Arbeiterin. Soziale Lage und gewerkschaftliche Organisation der erwerbstätigen Frauen aus der Unterschicht in der Schweiz, 1890-1914, Zürich 1988.
Wottreng, Willi: Revolutionäre und Querköpfe. Zürcher Schicksale, Zürich 2005.