Helene von Mülinen
Es war schwierig für Helene von Mülinen, sich aus den Zwängen zu befreien, die ihr Patriziat, Religion und Frausein auferlegt hatten. Erst eine schwere Krankheit machte klar, dass sie nicht für die traditionelle Ehefrau- und Mutterrolle geeignet war. Die Möglichkeit, sich mit einer beruflichen oder akademischen Ausbildung einen Lebenssinn zu schaffen, misslang. Ihr blieb die Wohltätigkeit. Wichtig war die Begegnung mit der Medizinerin Emma Pieczynska, die dank ihren Beziehungen etwa zu amerikanischen Frauen neue Lebensmöglichkeiten kannte. Es galt, sich mit anderen Frauen zusammenzuschliessen und in vielen Bereichen für bessere Chancen und Bedingungen zu kämpfen. Von Mülinen und Pieczynska wurden ein Paar, das verschiedenste juristische, gesellschaftliche und berufliche Frauenforderungen auf etlichen Podien durchfocht. Wichtig für die hiesige Bewegung war 1896 der 1. Kongress für Fraueninteressen in Genf und dem daraus resultierenden Zusammenschluss zum Bund Schweizerischer Frauenvereine BSF von 1899, den von Mülinen präsidierte. Sie machte sich stark für die regionale, soziale und parteipolitische Integration aller Frauen im BSF. Resolut mischte sie sich in die eidg. Gesetzesarbeit ein und erkannte, dass diese erst mit dem Frauenstimm- und Wahlrecht fruchtbar sein konnte.
Franziska Rogger
Weitere Informationen:
https://www.gosteli-foundation.ch/de/bestaende/dokument-des-monats/august-2014
https://de.wikipedia.org/wiki/Helene_von_M%C3%BClinen
https://www.deutsche-biographie.de/sfz66191.html
Brodbeck Doris, Hunger nach Gerechtigkeit, Helene von Mülinen (1850-1924): eine Wegbereiterin der Frauenemanzipation, Zürich 2000