Sie ist es, weil... Begründungen zur Porträt-Auswahl

50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht bietet sich geradezu an, endlich den Frauen, die sich landauf und landab eingesetzt haben für eine gerechtere Schweiz, die Anerkennung zukommen zu lassen, die ihnen vielleicht zeitlebens nie zuteilgeworden ist. 180 Porträts von mutigen Frauen haben Expertinnen aus allen Kantonen für Hommage zusammengetragen. Dass jedoch nicht sie, sondern eine junge Generation die Ausstellung prägt, hat mit damit zu tun, dass die Geschichte der Frauen in den Geschichtsbüchern der Schweiz kaum vorkommt. In den Schulbüchern sieht es nicht viel besser aus. Warum also nicht gleich von Anfang an Schülerinnen und Schülern die Geschichte der Frauen vorstellen, sie in Kontakt bringen mit jenen Frauen, die in ihrem Kanton Herausragendes geleistet haben? Und Ihnen nicht nur davon zu erzählen, sondern sie gleich einzubinden? Mit einer landesweiten Beteiligung einen breiteren Blick auf das Thema zu schaffen und persönliche Bezüge herzustellen?

In den 40 Schulklassen aus allen Landesgegenden fanden hierfür vielfältige Formen der Auswahl statt, beeindruckende (Projekt-)Arbeiten, Projektwochen, angeleitet von hochmotivierten Lehrpersonen – teils zusammen mit den Expertinnen. Was aber war jeweils ausschlaggebend für die Wahl der Porträtierten?

Bescheidenheit lobten die einen, Mut und Durchsetzungsvermögen der Frauen imponierten vielen anderen. «Trotz der Widerstände» ist in den 52 Begründungen der Schüler*innen mehr als einmal zu lesen. Bewundert wird, dass sich einzelne Frauen aus schwierigen Verhältnissen aus eigener Kraft in wichtige Positionen und in politische Ämter hochgearbeitet haben, um sich aus dieser Stellung heraus für andere einzusetzen, denen dies nicht vergönnt war. Nicht entgangen ist den jungen Leuten, dass auch Frauen aus privilegierten Familien die Missstände aktiv angegangen sind und sowohl auf der Ebene der Politik wie der Rechtsprechung und nicht selten mit konkretem Eingreifen verändert haben. Es fehlt auch nicht das Sensorium für die Bedeutung von Frauen mit migrantischem Hintergrund für die Gleichberechtigung hierzulande, die Mathematikerin aus St. Petersburg etwa, die in der Schweiz nochmals ein Studium beginnt und die kleine Universität in der Kantonshauptstadt international bekannt macht, die Politikerin mit afrikanischen Wurzeln, die es bis in den Nationalrat schafft, die Ärztin, die sich zur Bekämpfung der Tuberkulose in Worten äussert, die uns heute in Bezug auf das Corona-Virus bekannt vorkommen. Oder die Wirtin, die am Stammtisch für einen Meinungsumschwung beim Feierabendbier gesorgt hat. Alles in allem ist die Auswahl der Frauen für die Ausstellung sehr vielfältig geworden. Sie zeigt, wie Frauen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen und breitem politischen Spektrum für uns, die späteren Generationen, bessere Entfaltungsmöglichkeiten geschaffen haben.

Selbstverständlich kann ein Projekt wie Hommage 2021 nicht aufholen, was in den Geschichtsbüchern fehlt, aber es kann Impulse geben. Vielleicht wie in jener Klasse, die in der Begründung einer ihrer Pionierinnen feststellt: «Ohne sie würden in unserer Klasse elf Köpfe fehlen. Das wären elf Köpfe, die die Welt verändern könnten, genau die elf Ärztinnen, die Leben retten würden, genau die elf Erfinderinnen, die die neuesten Entdeckungen und Forschungen zum Allgemeinwohl beisteuern würden.» Knapper bringt eine Schülerin aus der französischsprachigen Schweiz den Entscheid «ihrer» Frau auf den Punkt: «On aimerait lui ressembler.» LH

Die vollständigen Begründungen sind ab 7. Feb. nach und nach auf der Webseite nachzulesen.