Panorama-Projektion auf dem Bundesplatz
Vom 6. bis am 13. August 2021 bringt die Panorama-Projektion Hommage
2021 – 50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht den Bundesplatz zum
Leuchten. Hommage 2021 projiziert täglich die Schweizer
Frauengeschichte auf die Fassaden des Bundeshauses, der Nationalbank und
der Bernischen Kantonalbank. Es ist ein gesamtschweizerisches Projekt
mit Bildmaterial aus allen Landesteilen, das die Pionierinnen von 50
Jahren Frauenstimm- und Wahlrecht im politischen Zentrum feiert und
ehrt.
Projektion:
Täglich um 21.15 und 22.00 Uhr. Eintritt frei. Für jedes Alter.
Über die geltenden Schutzmassnahmen wird an dieser Stelle fortlaufend informiert.
Premiere: Freitag, 6. August 2021, ab 21.15 Uhr, mit Grussworten von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Nationalratspräsident Andreas Aebi und Hommage 2021-Vorstandspräsidentin Marina Carobbio Guscetti (Ständerätin TI).
Unsere Ausstellung mit 52 Porträts von Frauen aus allen Kantonen am 7. Februar 2021 in der Berner Altstadt. Erfahren Sie spannende Einblicke und entdecken Sie in der Herren- und Münstergasse sowie auf dem Münsterplatz Schweizer Pionierinnen der vergangenen 100 Jahre (wieder).
Die Ausstellung wird bis 15. August 2021 verlängert.
BILDAUSZÜGE AUS DER PROJEKTION
Die Projektion Hommage Omaggio Omagi 2021 erzählt die Geschichte der Schweizerinnen zu ihren politischen Rechten in grossen Zügen und auf der Grundlage von dokumentarischem Material mit den Mitteln der Animation, einigen Reenactements, Texten und Musik. Sie rückt die Leistungen der Frauen, die Vielfalt ihres Einsatzes für mehr Chancengerechtigkeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Schon im 18. Jahrhundert beginnen gebildete Frauen vorwiegend adliger Herkunft sich gegen ihre Zurücksetzung zu wehren. Ein vielstimmiger Chor der politisch rechtlosen Frauen aus verschiedenen Lagern treibt ihre Bestrebungen an.
Julie Bondeli (1732-1778), BE. Die geistreiche Salonnière empfängt internationale Gelehrte und macht ihren Salon Ende der 1750er Jahre zu einem Zentrum des aufgeklärten Bern.
Isabelle de Charrière (1740-1805), NE. Die Schriftstellerin schreibt Satiren, Romane, politische Schriften, Theater- und Musikstücke und bewegt sich in Neuenburg in aufgeklärter Gesellschaft.
Germaine de Staël (1766-1817), GE, flieht vor der 1789er Revolution und 1803 vor Napoléon. Sie residiert im Familienschloss Coppet bei Genf und gilt als einflussreiche Denkerin.
Hortensia Gugelberg von Moos-von Salis (1659-1715), GR. Als Autodidaktin wirkt sie nach dem Tod von Mann und Kindern als Naturärztin, Forscherin und wissenschaftliche Korrespondentin.
Mit Bittschriften wenden sich im 19. Jahrhundert Landfrauen an die Gemeindevorstände, um konkrete Lebensverbesserungen einzufordern. Die Industrialisierung holt die Frauen in die Fabriken. Arbeiterinnenvereine entstehen.
Anna Hess-Braun (Mitte 19. Jh.), BE. Die Rüderswiler Witwe lanciert 1847 eine Bittschrift, um sich von der männlichen Bevormundung zu befreien und fragt: «Sind Weibspersonen auch Menschen?»
Marie Adam-Doerrer (1938-1908), BE. Die Goldschmiedin und Wäscherin gründet an die 30 Arbeiterinnenvereine. Sie Ist aktiv im Tagelöhnerinnen- und Wöchnerinnen-Unterstützungs-Verein.
Politisch motivierte Schweizerinnen schliessen sich zusammen. 1890 entsteht der nationale Verband schweizerischer Arbeiterinnenvereine, der 1893 das Frauenstimmrecht verlangt. 1900 wird der Bund Schweizerischer Frauenvereine BSF gegründet.
Harriet Clisby (1830-1931), USA. Die Ärztin ermutigt die Genferinnen, einen Verein wie die von ihr mitbegründete Bostoner Women's Educational and Industrial Union zu schaffen.
Emma Pieczinska-Reichenbach (1854-1927), BE. Die Ärztin, gründet die Union des femmes de Genève mit, eine Urzelle des daraus entstehenden Bundes Schweizerischer Frauenvereine BSF.
Helene von Mülinen (1850-1924), BE, baut mit Lebensgefährtin Pieczynska sowie den Genfer, Berner, Zürcher, Lausanner Vereinigungen den schweizerischen Frauendachverband BSF auf.
Camille Vidart (1854-1930), GE. Die Lehrerin, präsidiert 1896 den 1. schweizerischen Frauenkongress, ist aktiv im Weltbund und im Schweizerischens Verband für das Frauenstimmrecht.
Marie Goegg-Pouchoulin (1826-1899), GE, gründet 1868 die Association internationale des femmes, 1872 die Solidarité und unterstützt beherzt die Union des femmes de Genève.
Pauline Chaponnière-Chaix (1850-1934), GE, ist ein Bindeglied zwischen den schweiz. und internat. Frauenclubs und aktiv im 1. und 2. schweiz. Kongress für die Interessen der Frau 1896 und 1921..
Verena Conzett-Knecht (1861-1947), ZH, Krawattenmacherin, wird 1890 Präsidentin des neuen Schweiz. Arbeiterinnenverbands, den sie 1896 am 1. Schweiz. Frauenkongress vertritt.
Krankenpflege, Sozialarbeit, Mädchenbildung, Suchtbekämpfung: Frauenarbeit zu Gottes Lohn. Einige Akademikerinnen etablieren sich. Alkoholfreie Restaurants entstehen. Der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein SGF gründet und betreibt eine Pflegerinnenschule mit Frauenspital.
Anna Heer (1863-1918), ZH, Ärztin, gründet mit Kollegin Marie Heim-Vögtlin und dem Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenverein SGF ein Frauenspital mit Pflegerinnenschule.
Susanna Orelli-Rinderknecht (1845-1939), ZH, markante Vertreterin der Abstinenzbewegung, initiiert eine Reihe alkoholfreier Restaurants, u.a. das heutige Hotel Zürichberg.
Gertrud Woker (1878-1968), BE, Biochemikerin und frühe Universitätsdozentin engagiert sich als Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin. Sie setzt sich für eine verantwortungsvolle Wissenschaft ein.
Régina Cornaz-Wyler (1877-1956), VD, Ärztin. Die vermutlich erste jüdische Schweizer Studentin der Universität Bern kämpft in Lausanne gegen die Tuberkulose.
Da die Frauen kein Stimmrecht haben, dürfen sie nicht das Eherecht im neuen Schweizerischen Zivilgesetzbuch ZGB mitgestalten und in keiner vorberatenden Kommission sitzen. Hier werden sie von einem Mann vertreten. Auch im Zivilgesetzbuch bleibt der Mann das Oberhaupt.
Emilie Kempin-Spyri (1853-1901), ZH, ist die erste Schweizerin, die als Juristin promoviert und habilitiert wird, darf aber nicht als Anwältin praktizieren. Sie kritisiert das gängige Eherecht.
Anna Mackenroth (1861-1936), ZH, wird erste Schweizer Anwältin. Sie ist Pflichtverteidigerin für mittellose Frauen und beanstandet das von Eugen Huber für das ZGB 1907 vorgesehene Eherecht.
Im 1. Weltkriegs richten Frauen an den Grenzen Soldatenstuben ein, unterstützen in Not geratene Soldatenfamilien und organisieren die nationale Frauenspende. Im Generalstreik 1918 wird das Frauenstimmrecht eingefordert. Bäuerinnen beschreiben, was alles sie für die Gesellschaft leisten.
Else Züblin-Spiller (1881-1948), ZH, Journalistin, Unternehmerin, leitet im 1. Weltkrieg die Einrichtung der Soldatenstuben. Sie gründet den Schweizer Verband Volksdienst, die heutige SV Group.
Rosa Bloch-Bollag (1880-1922), ZH, kämpferische Agitatorin für Frauenanliegen in linken Parteien. 1918 im Oltener Landesstreik-Komitee und Chefin der Frauendemonstration gegen die Teuerung.
Augusta Gillabert-Randin (1869-1940), VD. Die Landwirtin gründet 1918 die erste Schweizerische Bäuerinnengenossenschaft. Mitarbeiterin am Frauenkongress 1921 und an der SAFFA 1928.
In andern Ländern erhalten die Frauen nach dem Krieg politische Stimmrechte. Hier bleibt alles beim Alten. Schweizerinnen reagieren 1928 mit einer erfolgreichen Ausstellung SAFFA und 1929 mit einer starken Petition, die sang- und klanglos in der Schublade verschwindet.
Lux Guyer Studer (1894-1955), ZH, ist leitende Architektin der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit SAFFA 1928 in Bern, baut das Holzfertighaus, das sog. SAFFA-Haus.
Adele Bloesch-Stöcker (1875-1978), BE, Violinistin, ist musikalische Leiterin der SAFFA 1928, komponiert den SAFFA-Walzer und dirigiert ihn mit dem grossen Frauenorchester.
Emilie Gourd (1879-1946), GE, Gründerin der Zeitung Mouvement féministe. In der Saffa-Kommission 1928, sowie im nationalen und internat. Verband für das Frauenstimmrecht engagiert.
Maria Motta (1883-1935), TI, Confondatrice della Compagnia di Santa Teresa del Bambin Gesù e membro della Commissione svizzera della Saffa 1928.
1933 schon warnen Schweizerinnen vor Hitlers Diktatur. Die Stellen, die Frauen im 2. Weltkrieg einnehmen, müssen bei der Rückkehr der Männer wieder geräumt werden. Italienische Migrantinnen staunen über veraltete Familienstrukturen in der Schweiz.
Rosa Neuenschwander (1883-1962), BE, Förderin weiblicher Berufsbilder, Präsidentin des Organisationskomitees der SAFFA 1928, Warnerin vor Hitlers Diktatur und erste 1. August-Rednerin.
Ida Somazzi (1882-1963), TI, Sekundarlehrerin, 1933 Mitgründerin der Arbeitsgemeinschaft Frau und Demokratie im Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Arbeitet bei UNO- und UNESCO.
Gertrud Haemmerli-Schindler (1893-1978), ZH. Die Krankenschwester ist massgeblich am zivilen Frauenhilfsdienst FHD beteiligt und im Schweizerischen Roten Kreuz engagiert.
Linda Brenni (1914-1994), TI, Kolonnenführerin der motorisierten Tessiner Frauentruppen im freiwilligen Hilfsdienst der Frauen im Auftrag des Roten Kreuzes.
Die Technik erlaubt den Frauen Freiräume und vereinzelte Kaderstellen. Als die Frauen obligatorisch der Zivilschutzpflicht unterstellt werden sollen, lehnen sie kategorisch neue Pflichten ohne neue Rechte ab. Zu ihrer Befriedigung scheitert diese Zivilschutzinitiative.
Marie Boehlen, (1911-1999), BE, Juristin. Die erste vollamtliche Jugendanwältin der Schweiz steht 1959 an der operativen Spitze der Schweizerischen Frauenbewegung.
Elisabeth Thommen (1888-1960), BL, Journalistin für das Schweizer Frauenblatt und das Jahrbuch der Schweizerfrauen. Propagiert als vollamtliche Redaktorin bei Radio Beromünster Frauenanliegen.
Eine 2. SAFFA 1958 in Zürich umschmeichelt den Mann, den alles entscheidenden Stimmbürger. Iris von Rotens Buch «Frauen im Laufgitter» erschreckt mit schonungslosen Statements. Die ertrotzte 1. Abstimmung zum Frauenstimmrecht geht 1959 noch verloren.
Iris von Roten-Meyer (1917-1990), BS, Juristin, Redaktorin, Werbechefin und Reisende. Gestattet sich ein unkonventionelles Leben und mit «Frauen im Laufgitter» ein eigenwilliges Buch.
Denise Berthoud (1916-2005), NE. Die Versicherungsmathematikerin und Anwältin ist Präsidentin der Grossen Ausstellungskommission der Saffa 1958.
1969 will der Männerstaat die europäische Menschenrechtskonvention vorbehältlich des Frauenstimm- und Wahlrechts unterschreiben. Frauen rebellieren im Hintergrund, im Kursaal und auf dem Bundesplatz. Die ertrotzte 2. Abstimmung zum Frauenstimmrecht wird 1971 gewonnen.
Marthe Gosteli (1917-2017), BE, Angestellte. 1971 an der operativen Spitze der Schweizerischen Frauenbewegung und Gründerin des Frauenarchivs, des «Gosteliarchivs» in Worblaufen/BE.
Kunigund Feldges-Oeri (1911-1997), BS, Theologin, spricht 1969 im Kursaal im Namen der Arbeitsgemeinschaft der grossen Frauenverbände.
Marie-Jeanne Perrenoud-Bindit (1914-2012), die Sozialistin aus dem Jura vertritt 1969 im Kursaal den evangelischen Frauenbund EFS.
Gertrude Montet Girard (1913-1989), VD, Journalistin, engagiert sich in der Frauenstimmrechtsbewegung und vertritt 1969 im Kursaal deren Schweizerischen Verband SVF.
Emilie Lieberherr, (1924-2011), UR, Berufsschullehrerin und Konsumentenschützerin, ist Mitinitiantin des «Marsches auf Bern» und 1969 legendäre Rednerin auf dem Bundesplatz.
Der vielstimmige Chor von Hommage 2021 ehrt Frauen aus allen Kantonen, mit unterschiedlicher sozialer und politischer Herkunft, Frauen in Organisationen und solche, die sich in ihrem Umfeld unerschrocken dafür eingesetzt haben, um uns, den nachfolgenden Generationen zu mehr Chancengerechtigkeit zu verhelfen.
Stellvertretend für Tausende landauf und landab sind einige wenige für einmal im politischen Zentrum zu sehen.