1923 – 2018

Cécile Abt-Bader

Als Cécile acht Jahre alt ist, empfiehlt ein Vikar ihren Eltern, die Tochter später Medizin studieren zu lassen. Mit dieser Idee besucht Cécile bereits früh und als einziges Mädchen den Lateinunterricht. Nach dem Gymnasium, mit 21 Jahren, nimmt sie das Medizinstudium auf. Bald heiratet sie ihren Mitstudenten Alfons Abt. Als junge Assistenzärztin in Basel wird sie erstmals Mutter. Nach der Geburt übernimmt Cécile Abt-Bader gelegentlich Stellvertretungen im Spital. Die Betreuung des Kleinkindes organisiert sie dann in der Säuglingsabteilung. Als das Ärztepaar Abt-Bader mit ihren zwei kleinen Söhnen 1957 in Reiden eine Hausarztpraxis eröffnet, erkrankt Alfons Abt an Tuberkulose und verbringt ein Jahr in einem Sanatorium. Cécile Abt-Bader ist während dieser Zeit stark gefordert. Nach der Rückkehr ihres Mannes bleibt sie weiter in der Familienpraxis tätig: Sie assistiert, hält Sprechstunde und unterhält das Rechnungs- und Versicherungswesen. 1963 kommt das dritte Kind des Paares zur Welt. Als einzige weibliche Ärztin zwischen Emmenbrücke und Olten erhält Cécile Abt-Bader Einblick in ein breites Spektrum von Frauenleben und ist Gesprächspartnerin für die Tabuthemen Sexualität und Familienplanung. Ihre Erfahrungen bringt Abt-Bader ab 1971 als Grossrätin auch in die Politik ein.
Barbara Steiner


Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Cécile Abt-Bader absolvierte ein Medizinstudium zu einer Zeit, als dies nur wenige Frauen machten. Als Mutter führte sie eine eigene Hausarztpraxis und machte somit Karriere in einem Bereich, in dem dies für Frauen noch nicht üblich war. Sie war eine Frau, die nicht gleich aufgab und viel Durchhaltewillen hatte. Aus schwierigen Situationen versuchte sie das Beste zu machen. Sie setzte sich für den selbstbestimmten und selbstbewussten Umgang der Frauen mit ihrem Körper ein und unterstützte sie auch in heiklen Themen. Sie beriet sehr viele Patientinnen in frauenspezifischen medizinischen Belangen.»
Klasse 5d, Kantonsschule Willisau. Lehrperson: Anita Bieri


Weitere Informationen:
Fischer, M.: Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt. Hausarztfamilie Abt, Reiden, in: Heimatkunde Wiggertal, 76 (2019), S. 106-117     
Niederer, Ch. et al.: Der Rede wert. 15 Autorinnen aus Luzern porträtieren 15 Zeitzeuginnen des 20. Jahrhunderts. Zürich, Limmat-Verlag 2002, S. 83-95
Nachruf im Willisauer Bote vom 7. Februar 2019, www.willisauerbote.ch/gedenken/nachrufe/cecile-abt-bader-dr-med

Cecile Abt Bader S 110

Cécile Abt-Bader, um 1970/71. Heimatkunde Wiggertal 76 (2019), S. 110/111. Privatbesitz Familie Monika Fischer und Urs Abt, Luzern

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