1890 – 1972

Gertrud Kurz-Hohl

Aus einer Textilfabrikantenfamilie in Lutzenberg stammend, konnte Gertrud Hohl die Handelsschule in Neuenburg besuchen. Sie heiratete den Naturwissenschaftler Albert Kurz, lebte in Bern und wurde Mutter von drei Kindern. Ihre religiös-soziale Prägung führte sie 1931 in die internationale Friedensorganisation der Kreuzritter. Als Präsidentin des Schweizer Zweigs ab 1937 rief sie die «Flüchtlingshilfe der Kreuzritter» ins Leben, die 1941 an die Zentralstelle für Flüchtlingshilfe angeschlossen und 1947 in Christlichen Friedensdienst (CFD) umbenannt wurde. Gertrud Kurz konzentrierte alle ihre Kräfte darauf, Flüchtlinge ungeachtet ihrer politischen oder konfessionellen Ausrichtung zu betreuen und die Öffentlichkeit für die Flüchtlingsfrage zu sensibilisieren. Die Appenzellerin war gut vernetzt und intervenierte bei den Behörden, z. B. 1942, als sie bei Bundesrat Eduard von Steiger gegen die Zurückweisung von jüdischen Flüchtlingen an der Schweizer Grenze protestierte. Für ihr humanitäres Wirken erhielt Gertrud Kurz Auszeichnungen, so 1958 als erste Frau den theologischen Ehrendoktor der Universität Zürich. Seit 1975 führt die Stiftung Gertrud Kurz ihr Lebenswerk weiter. Der CFD setzt sich heute als feministische Friedensorganisation weltweit für Frauen, Frieden und Gerechtigkeit ein.
Heidi Eisenhut


Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Gertrud Kurz-Hohl fasziniert uns aufgrund ihrer Beharrlichkeit. Zeitlebens setzte sie sich für Flüchtlinge ein und schreckte nicht vor dieser schwierigen Arbeit zurück. Mit Herzblut und voller Überzeugung engagierte sie sich für die Flüchtlinge. Uns beeindruckt dabei, dass Gertrud Kurz-Hohl sogar versucht hat, den Bundesrat während des Zweiten Weltkrieges zu überreden, die Grenzen für Flüchtlinge nicht zu schliessen. Zudem war sie eine weltoffene Frau, die für ihre Zeit sehr human dachte. Sie gründete eine Hilfsorganisation und legte für dieses wichtige und gerade auch heute aktuelle Thema der Flüchtlingshilfe wichtige Grundsteine in Gesellschaft und in Politik.»
Klasse 5e, Kantonsschule Trogen. Lehrperson: Fabienne Carniello


Weitere Informationen:
Hermann Kocher: «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz-Hohl. In: Renate Bräuniger (Hrsg.): FrauenLeben Appenzell. Herisau 1999, S. 706–722
Katrin Hafner und Lucia Probst: Im Dienste der Humanität. Die Schweizer «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz als Akteurin im Zweiten Weltkrieg und die Rezeption ihres Wirkens bis heute. Liz. Bern 1999
Gertrud Kurz: Unterwegs für den Frieden. Erlebnisse und Erfahrungen. Hrsg. von Rosmarie Kurz. Basel 1977
Quellen: ETH Zürich, Archiv für Zeitgeschichte, NL Gertrud Kurz, http://onlinearchives.ethz.ch/...; Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, Pa.024, Schrifttum und Vorträge von Gertrud Kurz
Kurz, Gertrud (hls-dhs-dss.ch)

1407515 Gertrud Kurz Keystone web

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