Selina Dätwyler-Gamma

Selina Dätwyler-Gamma, geboren am 20. November 1902, wuchs in einer liberalen, von der Politik bestimmten Familie auf. Ihr Vater, Martin Gamma, kämpfte gegen das konservative Regime in Uri, war Nationalrat, Landammann und Redaktor der Zeitung „Gotthard-Post“, dem Sprachrohr der liberalen Opposition gegen die bestimmenden konservativen Kräfte im Kanton. Dies ermöglichte es ihr, im väterlichen Betrieb eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren. Dabei lernte sie ihren zukünftigen Mann Adolf Dätwyler, Direktor der damaligen Draht- und Gummiwerke Dätwyler AG, kennen. In Altdorf war sie allgemein als „Frau Direktor“ bekannt. Selina Dätwyler-Gamma vergass nie ihre Wurzeln und setzte sich leidenschaftlich für die DAG-Mitarbeitenden, die Bedürfnisse der Notleidenden und die Anliegen der Frauen ein. Sie schrieb allen Angestellten eigenhändig zu besonderen Anlässen, betreute während des Zweiten Weltkrieges die Soldatenhilfe Uri und war die erste Präsidentin des Freiwilligen Frauenhilfsdienstes in Uri. Nach dem Tod ihres Mannes 1958 wurde sie in den Verwaltungsrat der Dätwyler AG und der Dätwyler Holding gewählt. Ein Leben lang engagierte sie sich für soziale Institutionen in Uri. Selina Dätwyler-Gamma erlebte fast das ganze 20. Jahrhundert und starb am 4. Juli 1993.
Carla Arnold

Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Selina Dätwyler-Gamma wuchs in einem bürgerlich-liberalen Elternhaus auf und gehörte damals zu den privilegierten Frauen im Kanton Uri. Dass sie eine KV-Lehre machte und später einen Mann aus der Oberschicht heiratete, kam indessen den Menschen zugute, die nicht auf der Sonnenseite des Urner Lebens standen. Ihr Einsatz für die Mitarbeitenden der Dätwyler AG war mehr als löblich – ebenso wie ihr Engagement für Frauen und anderweitig Notleidende. In den Augen vieler Urnerinnen und Urner ist sie eine Heldin. Als Verwaltungsrätin der Dätwyler AG und der Dätwyler Holding trug sie massgeblich zum Erfolg der Fabrik bei. Auch das Haus für Musik, das in der ehemaligen Dätwyler-Villa errichtet wurde, zeugt von ihrem Einsatz für die Allgemeinheit.»
Berufsmaturität 2 Gesundheit/Soziales, Berufs- und Weiterbildungszentrum Uri. Lehrperson: Annalise Russi

Weitere Informationen:
Startseite | Dätwyler (datwyler.com)
Lüönd und Christoph Zurfluh: Die Kraft der unscheinbaren Dinge. 100 Jahre Dätwyler, Zürich 2015.
Nekrolog von Selina Dätwyler-Gamma. In: Urner Wochenblatt 1993. Nr. 71