1921 – 2011

Augusta Kaelin-Anastasi

Augusta Anastasi wurde 1921 in Lugano geboren. Der Zweite Weltkrieg verunmöglichte das geplante Studium in Mailand. Augusta studierte stattdessen ab 1939 an der Universität Freiburg. Nach Abschluss arbeitete sie im Tessin als Gymnasiallehrerin, bevor sie den Freiburger Henri Kaelin heiratete. Sie liessen sich in Bulle nieder, wo sich die fussballbegeisterte Augusta, von allen «Tuti» genannt, um die gemeinsamen fünf Kinder kümmerte. Ihren Beruf als Lehrerin musste sie zu ihrem Bedauern zurückstellen. Augusta war als Mitglied der lokalen CVP in der Legislative von Bulle politisch aktiv. Ihren Traum, Grossrätin zu werden, konnte sie aus parteipolitischen Gründen nicht realisieren. Ehrenamtlich organisierte sie für überlastete Familienfrauen Unterstützung, die ihnen vom Staat verwehrt blieb. Auch im Kampf für das Frauenstimmrecht war Augusta eine Pionierin. Im Vorfeld der Abstimmung von 1971 gründete sie ein regionales Komitee des Freiburger Frauenstimmrechtsverbands. Das Motto, «oui de bon cœur, oui pour les femmes», verweist auf die Strategie, einen Abstimmungskampf mit «Charme» zu führen: Kaelin mobilisierte pro Dorf eine Frau, die bei den Bauern mit Blumen für ein «Ja» warb. Auch ihre Zusammenarbeit mit männlichen Frauenstimmrechtsbefürwortern erwies sich als erfolgreich.  
Irma Gadient


Weitere Informationen:
Nachruf, verfasst von der Tochter Thérèse Meyer-Kaelin, a. Nationalrätin, Estavayer-le-Lac, 10. September 2020
Monique Durussel, Trois générations de femmes qui s’engagent en politique, c’est rare, in: La Liberté, 16. Juni 2009.
Monica Fasani Serra, "Un geste de bon coeur” pour faire bon genre? L'adoption du suffrage féminin dans le canton de Fribourg. Arguments et contre-arguments dans la presse (1959-1971), Mémoire de licence, Université de Fribourg, 2006.

Augusta Kaelin 1

Foto aus Privatbesitz

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