1808 – 1885

Emilie Paravicini-Blumer

Emilie Blumer wurde 1808 in Mollis geboren. Ihr Vater war Dorfarzt, erblindete aber und so wurde Emilie seine stete Begleiterin. Knapp 17-jährig wurde sie mit dem geistig zurückgebliebenen Bartholome Paravicini von Glarus verheiratet, dessen Betreuerin und Pflegerin sie wurde. Emilie fügte sich, suchte und fand Befriedigung, indem sie mit Interesse den Aufschwung der Liberalen im Kanton und im Land verfolgte und zeitlebens eine ausgedehnte Briefkorrespondenz führte. 1836 übersiedelte das Paar von Glarus nach Mollis. Emilie unterstützte gemeinnützige Anliegen, gründete in Mollis eine Mädchenarbeitsschule, beteiligte sich in den 1830er-Jahren am Hilfswerk für polnische Emigranten und leitete 1861 nach dem Brand von Glarus die Verteilung der Hilfsgüter. Bereits in der väterlichen Praxis hatte Emilie sich medizinisches Wissen angeeignet. Nun vertiefte sie sich in die von Samuel Hahnemann begründete Homöopathie. Sie behandelte die Kranken ihrer Wohngemeinde Mollis, geriet damit aber in Konflikt mit Schulmedizinern, insbesondere Dr. med. Fridolin Schuler. Wider Erwarten stimmte 1874 die Landsgemeinde der gänzlichen Freigabe des ärztlichen Berufes zu und erlaubte damit die Homöopathie. Emilie Paravicini praktizierte diese «Medizin der Armen» bis kurz vor ihrem Tod.
Susanne Peter-Kubli


Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Emilie Paravicini-Blumer musste früh Verantwortung übernehmen. Trotz familiärer Schwierigkeiten fand sie die Kraft und den Mut, etwas aufzubauen, trotz Widerständen ging sie ihren Weg weiter. Sie engagierte sich sozial, statt durch ihr persönliches Leid in Depression zu versinken.»
Klasse m3, Kaufmännische Berufsfachschule (KBS) Glarus. Lehrperson: Rolf Kamm


Weitere Informationen:
Elisabeth Joris: «Helfen und Heilen – Homöopathie versus Schulmedizin. Emilie Paracivini-Blumer und Fridolin Schuler», In: Historische Begegnungen, hrg. E. Joris, B. Meier, M. Widmer. Verlag Hier und Jetzt 2014, S. 147–174.
Elisabeth Joris: Liberal und eigensinnig: Die Pädagogin Josephine Stadlin – die Homöopathin Emilie Paravicini-Blumer. Handlungsspielräume von Bildungsbürgerinnen im 19. Jh. Zürich 2011
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/030050/2018-01-25/

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Gemälde von Betsy Meyer nach 1847. Privatbesit. Foto R. und A. Flühmann, Thun

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Emilie Paravicini-Blumer