1929 – 2005

Grisélidis Real

«Nein, ich verkaufe nicht meinen Körper, der gehört mir. Was ich verkaufe, sind meine Zeit und meine Technik.» («Entretien La Femme aujourd’hui», Nr. 28/29, o.J.) Grisélidis Real wird 1929 in Lausanne geboren. Sie wächst bis 1938 im Ausland bei ihrem Vater auf. Nach der Rückkehr in die Schweiz besucht sie die Kunstgewerbeschule Zürich. Zwischen 1950 und 1960 bringt sie als ledige Mutter vier Kinder zur Welt. Als Frau beansprucht sie die vollkommene Freiheit in der Verfügung über den eigenen Körper und Geist. Ihr Nomadenleben führt Real nach Deutschland, Paris und schliesslich nach Genf. Die Malerin, Schriftstellerin und Prostituierte zählt 1982 zu den Mitgründerinnen des Vereins Aspasie im Quartier Les Pâquis, der für die Rechte der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter eintritt. Sie richtet Archive über die verschiedenen Tätigkeiten rund um das Sexgewerbe ein, die seit 2008 in den Räumlichkeiten von Aspasie konsultiert werden können. In ihrem letzten Buch «Carnet de bal d’une courtisane» von 2005 berichtet sie in ihrer derben Sprache über Begegnungen mit Freiern. Kurz vor ihrem Tod 2005 äussert Real ihren letzten Willen, auf dem Friedhof Cimetière des Rois begraben zu werden. Dieser Wunsch ist für die bessere Genfer Gesellschaft skandalös und erhitzt die Gemüter in der Calvinstadt. Seit 2009 ruht Real aber auf diesem vornehmen Friedhof; ihr Grabstein aus glänzendem Marmor hätte ihr gefallen.
Sabine Lorenz


Weitere Informationen:
Citation : http://www.archyves.net/html/Documents/GriselidisReal-Presse-1974-90.pdf, vu 7.6.2020
http://www.archyves.net/html/Documents/CV_Real.pdf


Griseldis Real 1

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