Marie-Rose Zingg
Als 18-jährige kommt die aus Basel stammende Marie-Rose Zingg ins Wallis, um ihre beginnende Tuberkulose behandeln zu lassen. Nach Abschluss der Handelsschule Sitten erhält sie eine Anstellung als Sekretärin an der Walliser Handelskammer. Als bewusst ledige Frau will sie Kindern helfen, deren Not und Elend sie rührt. Sie gründet 1929 in Sitten das Kinderhilfswerk L’association pour l’enfance valaisanne. 1931 richtet sie ein Säuglingsheim für verwaiste, kranke, verlassene, vernachlässigte oder uneheliche Kinder ein. 1932 ergänzt eine Schule für Kinderschwestern die Krankenpflege und Betreuung der rasch wachsenden Zahl von Kleinkindern. Den finanziellen Schwierigkeiten ihrer allein von privater Wohltätigkeit unterstützten Einrichtung begegnet sie mit der Eröffnung einer Entbindungsstation 1946 und der Zufluchtsstätte Sainte-Elisabeth für ledige Mütter 1947. Gewohnt, auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu achten, nimmt sie ab 1970 tageweise Kinder auf und schafft damit den ersten Kinderhort im Kanton. Mit ihrem Werk trägt Marie-Rose Zingg dazu bei, die Lebensbedingungen für Kinder, die Berufsausbildung der Mädchen und die Hilfestellung für ledige Mütter zu verbessern. Als starke, anspruchsvolle und mutige Persönlichkeit setzt sie sich für die am stärksten Benachteiligten ein. Im Wallis ist sie die Vorkämpferin für eine echte Politik zugunsten der frühen Kindheit.
Marie-France Vouilloz Burnier
Weitere Informationen :
Peter Hirsch et Paul Senn, Eine tapfere Frau, Berne, Verlagsgenossenschaft “Die Nation”, 1944.
Corinna Bille, « Une œuvre d'amour », La Femme d'aujourd'hui, no 9, 3 mars 1945, p. 258-259.
Marie-France Vouilloz Burnier, « Marie-Rose Zingg, fondatrice de la pouponnière valaisanne », in Marie-France Vouilloz Burnier et Barbara Guntern Anthamatten (sous la dir. de), Valaisannes d’hier et d’aujourd’hui. La longue marche vers l’égalité, Sion : Éditions Monographic ; Rotten Verlag, 2003, p. 101-106.