1904 – 1990

Sophie Piccard

Geboren am 27. September 1904 in Sankt Petersburg, interessiert sie sich früh für Mathematik. Ihr ursprünglich aus der Waadt stammender Vater Eugène Ferdinand Piccard lehrt als Professor an der Universität Smolensk, während die schriftstellerisch tätige Mutter Eulalie Piccard am Gymnasium unterrichtet. Von der Oktoberrevolution wird die Familie Piccard schwer getroffen: Sophies Schwester und Bruder sterben. Nach Abschluss des Gymnasiums trifft sie als 16-jährige Lehrerin, wie es damals für russische Intellektuelle und Studenten üblich ist, auf eine völlig sozial benachteiligte Bevölkerung. 1925 reihen sich zwei wichtige Ereignisse aneinander: Sophie Piccard doktoriert in Mathematik an der Universität Smolensk und die Familie Piccard entschliesst sich, aus dem kommunistischen Regime zu fliehen; ihre Wahl fällt auf die Schweiz. Da Sophie Piccards Diplome hier nicht anerkannt werden, beginnt sie eine zweite akademische Ausbildung. 1929, vier Jahre nach ihrer Abreise in die Schweiz, doktoriert sie erneut in Mathematik. Nachdem sie einige Jahre verschiedene kleine Buchhaltungs- und Statistik-Jobs angenommen hat, wird sie 1938 zur ausserordentlichen Professorin für höhere Geometrie der Universität Neuenburg ernannt. 1943 ist sie die erste Frau, die auf einen ordentlichen Lehrstuhl berufen wird.
Fiona Silva-Vincent


Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Der aussergewöhnliche Lebenslauf von Sophie Piccard verdient Bewunderung und Respekt und macht sie zu einem Vorbild. Sie war eine ausgezeichnete Schülerin, schaffte sie die Matura doch bereits mit 16 Jahren. Sie lernte Russisch und unterrichtete sozial Benachteiligte, was äusserst lobenswert ist. Ebenfalls sehr beeindruckend ist, dass sie den Mut hatte, erneut zu studieren, als ihre Familie von Russland in die Schweiz zog. Ein Vorbild ist sie auch deshalb, weil sie in der damaligen Männerdomäne Mathematik doktorierte. Mit 40 wurde sie zur ersten ordentlichen Professorin an einer Schweizer Universität ernannt.»
Klasse 3M7-8, Gymnasium Jean-Piaget, Neuenburg. Lehrperson: Souad Hachler


Weitere Informationen:
Pierre Banderet « Sophie Piccard/Pierre Banderet » in : Annales/Université de Neuchâtel, 1989/1990, pp. 275-276. 
Pionnières et créatrices en Suisse romande XIXe et XXe siècles, Slatkine, Genève, 2004, p.302
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/045160/2011-01-18/

Portrait Sophie Picard

Bibliothèque de la Ville de La Chaux-de-Fonds, Fonds spéciaux, Fonds Sophie Piccard

Tags

play-button pause-button

Sophie Piccard