1901 – 1985

Julia Gauss

Die Historikerin und Lehrerin Dr. Julia Gauss wurde 1901 als Pfarrerstochter in Liestal geboren. Entgegen der traditionellen Vorstellungen ihrer Familie wollte sie die Matura machen und brachte sich dazu heimlich Latein bei. Ihr Studium begann sie 1921 in Genf mit mathematischen Fächern, wechselte dann aber nach Basel, um Geschichte, Philosophie und Deutsch zu studieren. Sie absolvierte das Lehramt und berichtete von den Schwierigkeiten, in der Nachkriegszeit eine Stelle zu finden. 1931 doktorierte sie als eine der ersten Frauen mit einer Dissertation über Goethe und erhielt zwei Jahre später eine feste Stelle am Mädchengymnasium in Basel. Dort unterrichtete sie bis zu ihrer Pension leidenschaftlich gerne und forschte in ihrer Freizeit als Historikerin. Letzterem widmete sich Julia Gauss nach ihrer Pension. Für ihr wissenschaftliches Lebenswerk, welches über 80 Publikationen umfasst, von lokaler Geschichte über interreligiöse Beziehungen bis hin zum Hochmittelalter, erhielt sie den Ehrendoktortitel der Universität Zürich sowie, als erste Frau, den Wissenschaftspreis der Universität Basel. « Fräulein Dr. Gauss », wie sie genannt wurde, musste sich in einer männerdominierten Forschungswelt durchsetzen und machte sich einen Namen als « gescheiteste und produktivste von uns allen ».
Tamara Suter


Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Julia Gauss ist für uns die perfekte Repräsentantin des Kanton Basellandschaft, weil sie aus dem Hauptort Liestal stammt. Schon früh in ihrem Leben begann sie zu rebellieren, was in einer konservativen Familie nicht wirklich einfach war. Sie brachte sich selbst Latein bei und hatte schon früh das Ziel vor Augen, die Matura zu machen. Auch wenn sie sich nicht explizit für Frauenrechte einsetzte, machte sie der Männerwelt klar, dass sie nicht die einzigen auf der Welt sind, die die Fähigkeit haben zu studieren. Julia Gauss doktorierte sogar, was für eine Frau in der zu dieser Zeit von Männern dominierten Wissenschaftswelt sehr aussergewöhnlich war. Bis zu ihrer Pension war sie Lehrerin am Mädchengymnasium Basel. Von der Universität Zürich erhielt sie den Ehrendoktortitel und als erste Frau und Baselbieterin wurde ihr der Wissenschaftspreis der Universität Basel verliehen.»
Klasse 3Wb, Gymnasium Muttenz. Lehrperson: Ines Lilian Siegfried


Weitere Informationen:
Artikel in der Basler Zeitung: https://www.frauenrechtebeider...
Autobiografischer Text von Dr. Julia Gauss: https://www.frauenrechtebeider... von Eduard Vischer in « Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde » 1987: http://doi.org/10.5169/seals-118196
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/027041/2005-05-17/

Dr Julia Gauss BL

Staatsarchiv Basel-Stadt, LA 1985 12 04

Tags

Weitere Portraits

play-button pause-button

Julia Gauss