Madeleine Emma Joye-Thévoz
Madeleine Joye-Thévoz wurde 1906 in Freiburg als eines von sechs Geschwistern geboren. Ihre Mutter war Dichterin, ihr Vater Kantonsbeamter und Mitglied der katholisch-konservativen Partei. In der Familie wurde viel politisiert. Joye unterrichtete im Anschluss an ihr Studium als Lehrerin für Geschichte und Literatur am Collège Sainte-Croix in Freiburg. Ihren Eltern musste sie von ihrem Lohn Beiträge an die Ausbildung ihrer Brüder abgeben. Sie war verheiratet und Mutter von Zwillingen. Joye-Thévoz unterrichtete ihre Schülerinnen in Staatsbürger(innen)kunde und erteilte «cours d’expression», um das Argumentieren zu üben. Sie besuchte bereits mit 18 Jahren Kursangebote der Schweizer Frauenrechtsbewegung. Von 1952 bis 1967 war sie Präsidentin des Freiburger Verbands für das Frauenstimmrecht. Sie argumentierte mit der Rechtsgleichheit von Mann und Frau und fiel mit mutigen Aktionen auf. Sie organisierte grosse Veranstaltungen, wobei sie den Freiburger Staatsrat verpflichtete, Farbe zu bekennen. Sie begrüsste die sozialistische Motion für das kantonale Frauenstimmrecht von 1950. Aus strategischen Gründen suchte sie den Kontakt stärker zum bürgerlichen Lager. In der Öffentlichkeit wurde sie als «exzentrisch», von Mitstreiterinnen als «mitreissend» und «intellektuell» beschrieben.
Irma Gadient
Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung:
«Madeleine Emma Joye-Thévoz hatte eine schwierige Ausgangslage, weil sie mithelfen musste, die Ausbildung ihrer Brüder zu finanzieren. Man schien akademisch also nicht allzu viel von ihr zu erwarten. Dennoch gelang es Madeleine, sich durchzusetzen und ihren Weg selbstständig und selbstbewusst zu meistern. Bereits im jugendlichen Alter von achtzehn Jahren machte sie sich für die Anliegen der Frauen in der Politik stark. Madeleine Joye-Thévoz wurde damit zu einem Vorbild für andere junge Frauen. Als Lehrerin für Staatsbürgerkunde lehrte sie viele junge Frauen, sich durchzusetzen und für ihre Anliegen zu kämpfen. Ihre Argumente, welche die Rechtsgleichheit zwischen Mann und Frau in den Vordergrund rückten, vermögen bis heute zu überzeugen.»
Klasse 3D1, Kollegium Gambach, Freiburg. Lehrperson: David Bossart
Weitere informationen:
Tanja Bauer, Frauen und Politik im Kanton Freiburg. Haben wir genug?, hg. vom Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen Kanton Freiburg, Freiburg 2010.
Monica Fasani Serra, “Un geste de bon coeur” pour faire bon genre? L'adoption du suffrage féminin dans le canton de Fribourg. Arguments et contre-arguments dans la presse (1959-1971), Mémoire de licence, Université de Fribourg, 2006.
Mesdames, pour vous, in: Fribourg illustré, n° 168, Dec. 1960.